SOMMERNACHTSTRAUM

Acryl auf Leinwand –  60 x 80 cm und Acryl auf Holztafeln 15 x 15 x 3,5 cm – 2024

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Kunst in Schwetzingen: Facetten eines Sommernachtstraums

36 Kreative des Vereins Kunst international aus Stuttgart stellen in der Orangerie Schwetzingen spannende Werke aus, die imponieren und durchaus auch polarisieren. VON KATJA BAUROTH

Was verbinden Sie mit einem Sommernachtstraum? Eine Bergkulisse im Mondschein in einer warmen Augustnacht, blühende Blumen auf einer Wiese oder den Klassiker von William Shakespeare und damit Romantik? Wie 36 Kunstschaffende des Vereins Kunst International mit Sitz in Stuttgart diese Thematik aufgreifen, ist bis zum 25. August täglich von 11 bis 18 Uhr in der Orangerie des Schlossgartens Schwetzingen zu erleben. Die imposante Ausstellung, bei der Werke erworben werden können, setzt sich auf moderne Weise mit klassischen Themen und vergangenen Kunstepochen auseinander. Ein Besuch ist im Eintrittspreis zum Schlossgarten inbegriffen. Der Kunstverein International, der über 400 Kreative aus Deutschland und elf weiteren Ländern seine Mitglieder nennt, ist zum vierten Mal Gast im schönen Ambiente desSchlossgartens. Wieder ist eine Werkschau zu sehen, die mit Außergewöhnlichem, Beeindruckendem und auch Provokantem aufwartet. Ein in Farben festgehaltener Liebestraum im Schwetzinger Schlossgarten Ein Paar, nackt und beseelt aneinandergeschmiegt im hohen grünen Gras, ist Uschi Felix’ Interpretation eines Liebestraums und eines der Gemälde, die viele Betrachter mit der Ausstellungsthematik verbinden. Mit dem Minibild der Moschee im Schlossgarten und einer barocken Dame, die ein Rokokotänzchen wagt, schafft Felix eine Brücke zum Ausstellungsort und lädt damit zum Träumen ein: Wie war das wohl anno dazumal mit Kurfürst Carl Theodor in den lauen Sommernächten von Schwetzingen? Vielleicht saßen damals wie heute junge Frauen und Männer im Park einander gegenüber, so wie die Terrakottaskulpturen von Hanne Plattner aus Schwetzingen. „Nur ein Traum“ nennt sie ihr Paar. Die Frau trägt einen Haarkranz auf dem Kopf, den anderen hält sie in einer Hand, Naturmaterialien sind filigran in diesen eingearbeitet. Apropos filigran: Das trifft auf Ausstellungsstücke von Tanja Rittmann aus Löchgau ebenfalls zu. Die Mixed-Media-Produktionen auf Steinpapier sind nicht nur hinter Glas, sondern auch hinter Fäden. Schriftzüge verstärken die Wirkung, die sich erst nach längerem und mehrmaligen Anschauen entfaltet. Die ausgestellten Arbeiten in Schwetzingen sind vielseitig und abstrakt. Die ausgestellten Arbeiten sind vielseitig und teils sehr abstrakt, etwa die von Friedhelm Wolfrat aus Reutlingen, der jedoch mit der Abstraktion eine Menge Raum für Fantasie lässt. Ähnlich Barbara Berger aus Oberhausen-Rheinhausen, die in ihren Farben und Formen Emotionen und Gedanken ausdrückt und weckt. Nicht immer mag sich dabei auf den ersten Blick eine Assoziation zum Thema Sommernachtstraum einstellen. Zum Beispiel bei den Werken von Manfred Zwar aus Pfinztal. Er hat den verstorbenen Musikstars Freddie Mercury und Michael Jackson tolle bildliche Denkmäler gesetzt. Die Charaktere sind durch typische Gestiken und Körperhaltungen zu erkennen, selbst wenn die wolkenartigen Farbverläufe die Silhouetten wie verschwommene Traumerscheinungen wirken lassen. Eisenelemente („Ironart“) als kantige Materie bilden zur luftigen Seelenstimmung einen Kontrast. Herrlich herausgearbeitet sind die Ölgemälde von Saskia Thurner aus Weil der Stadt: ältere Herrschaften in Badekleidung am Meer unter dem Titel „Die Gedanken sind frei“. ImGegensatz dazu die Fabelwesen von Utaellamarie Peter aus Wahlheim: Ein Hauch von Gustav Klimt, bekanntester Vertreter des Wiener Jugendstils, geht mit ihrer Elfe einher. „Moving Dreams“ von Astrid Hansen aus Karlsruhe ist ebenfalls eine Form des Sommernachtstraums: Sich bei schwülen Temperaturen im Bett hin- und herwälzen oder wegen eines schlechten Traums – das hat sie in Fotografien eingefangen. Collagen, Ton, Holz: Der Sommernachtstraum in Schwetzingen ist facettenreich Ob gemalt, als Collagen, in Ton geformt oder aus Holz herausgearbeitet: Ein Sommernachtstraum kann viele Facetten haben – mal ist er eine schöne Hibiskusblüte (Klaudia Thiel, Aspach), mal ein nackter, gut bestückter Mann oder eine Frau, die sich mit hochgezogenem Rock auf einem Nachttopf erleichtert (jeweils Miezi Mo Simões, Weinsberg), dann wieder ein tanzendes Elfenkind (Karin Göppert, Freiburg). Die gelungene Ausstellung in der Orangerie bietet der Fantasie jedenfalls genügend Anregung, auch wenn mancher Betrachter bei der einen oder anderen kunstvollen Idee eher länger überlegen muss, was diese mit einem Sommernachtstraum zu tun haben könnte.